Im Gespräch mit Nunu Kaller

Ich bin davon überzeugt, dass es dir im Leben viel besser geht, wenn du das Glas immer als halb voll siehst. Du fühlst dich insgesamt wohler, bist fröhlicher und magst dich und deinen Körper lieber.

Als ich damals das Konzept für meine Bootcamps erstellt habe, war mein größtes Ziel den Menschen zu zeigen, dass man unheimlich viel Spaß an der Bewegung haben und in einer Gruppe viel mehr erreichen kann. 


Auch wenn man Sport vorher mit negativen Gedanken z.B. aus der Kindheit verbunden hat, lassen sich diese alten Glaubenssätze wunderbar über Bord werfen und durch positive, neue Gedanken ersetzen. Dabei kann dir eine tolle Gruppe deinen Neustart in die Sportwelt extrem erleichtern.


Wie der Sport deinen Körper beeinflusst

Für mich als Trainerin ist es wunderbar zu sehen, wie sich meine Teilnehmer/innen im Laufe des Trainings verändern. Und das beziehe ich in erster Linie gar nicht auf den Gewichtsverlust, sondern darauf, wie sich die Zusammensetzung des Körpers verändert. 



Durch den Aufbau der Muskulatur verändert sich die komplette Körperhaltung. Die Damen und Herren stehen zum Beispiel viel aufrechter und treten insgesamt viel selbstbewusster und zufriedener auf. Dass der Körper schlanker und straffer wird - das ist natürlich ein sehr positiver Nebeneffekt ☺.



Gesunde Trainingsziele


Die meisten Damen kommen mit dem Wunsch zu mir, Gewicht zu verlieren.
Wir definieren dann gemeinsam ganz bestimmte Ziele. 
Und diese bestehen dann in der Regel eben nicht aus Kilos die ihr Körper verlieren wird, sondern aus Dingen wie „ich möchte die Treppen ohne zu schnaufen rauflaufen können“ oder „ich möchte meinen Kinder auf dem Spielplatz besser hinterherkommen“…

Das mit dem Abnehmen kommt dann schon von ganz alleine. 

Ich möchte, dass die Menschen sich wohlfühlen in ihrem Körper. Es macht einfach keinen Sinn, wenn man sich herunterhungert, aber nicht wirklich glücklich ist und kein Spaß an der Sache hat.




Was Gedanken mit uns machen

Einen Appell möchte ich an dieser Stelle auch noch an meine männlichen Leser loswerden: Bitte überlegt euch einmal, was Gedanken und Worte mit einem Menschen machen können. In meinem Bekanntenkreis lassen Herren hier und da gern mal einen flappsigen Kommentar über die Körper anderer Frauen im Beisein ihrer Partnerin fallen. 



Sie mokieren sich über seltsame Frisuren, Cellulitis, dicke Oberschenkel usw. Damit ist in dem Moment natürlich meist nicht die eigene Partnerin gemeint, aber sie hört natürlich mit. Und schon entstehen Gedanken wie „liebt er mich nicht mehr wenn ich irgendwann anders ausschaue als heute und mein Körper sich verändert?“ „ Wie denkt mein Partner eigentlich wirklich über mich? "

Solche Gedanken können unheimlich viel Negatives in uns auslösen. Wie oft erlebe ich es, dass meine Kundinnen keine kurze Sporthose anziehen mögen, weil man dann ihre wackelnden Oberschenkel oder ihre Besenreiser sehen könnte.
Lieber schwitzen sie über alle Maßen, als ihre Beine in der Öffentlichkeit zu zeigen. Schließlich sei man doch schon über 50 und habe keine Modellbeine. Das ist wirklich traurig und daher versuche ich meine Kundinnen stets darin zu bestärken, ihren Köper lieb zu haben.



Schlank sein macht dich nicht schöner

Wichtig ist es auch zu realisieren, dass man nicht automatisch gut ausschaut nur weil man Kleidergröße 34 trägt. Zu einem gut geformten, stabilen und attraktiven Körper gehört so viel mehr als ein massiver Gewichtsverlust. 

Es ist einfach nicht hilfreich, wenn wir uns an diesen körperlichen Normen orientieren, die wir uns im Laufe der Zeit erschaffen haben.

Und diese gehen übrigens in zwei Richtungen. 

Wir haben einmal diese Obergrenze, bei der wir alles was darüber liegt als „dick“, „fett“ und „unattraktiv“ bezeichnen. 

Auf der anderen Seite gibt es aber genauso die extrem schlanken Personen, die wir dann ungeniert als „Hungerhaken“ bezeichnen und ihnen ständig erzählen, dass sie doch bitte mal mehr essen sollten.



So oder so ist es furchtbar unangenehm regelmäßig zu hören zu bekommen, wie man denn idealerweise aussehen sollte und damit einhergehend ja auch die indirekte Botschaft, dass man so wie man ist nicht in Ordnung sei.



Liebe deinen Körper!


Es gibt kein richtig und kein falsch! Wir sind alle so gut wie wir sind. Auch mein Körper hat sich natürlich im laufe der Jahre verändert und auch ich habe Tage, an denen ich mit mir selber nicht zufrieden bin. An solchen Tagen schüttle ich mich dann jedoch ganz schnell selbst und weiß, dass das Bullshit ist! 



Versuche dich so anzunehmen wie du bist. Es gibt Dinge an deinem Körper, die lassen sich einfach nicht so leicht verändern. Und da geht es erstmal darum zu überlegen, wie du dich noch besser mit deinem Körper anfreunden kannst und dankbar dafür zu sein, dass du diesen wunderbaren, gesunden Körper hast.



Sport ist für mich das allerbeste Mittel, sich selbst mal wieder so richtig zu spüren. 
Das Gefühl zu erleben, wie leistungsstark dein Körper ist und so richtig stolz auf ihn zu sein. 


Die Bodypositivity Bewegung


In meinem Podcast- Interview mit Nunu Kaller (Autorin des Buches "Fuck Beauty") sprechen wir unter anderem über die Bodypositivity Bewegung.
Bei dieser politischen Bewegung geht es darum, Menschen mit einem Körper, der nicht der konventionellen Norm entspricht (dazu gehören auch Behinderungen, Hautfarben etc.) zu vermitteln, dass sie genauso wie alle anderen ein Recht darauf haben, gesehen zu werden. 



Die klassischen Schönheitsideale werden komplett in Frage gestellt und es wird klar kommuniziert, dass der Wert des Menschen nichts mit seinem Erscheinungsbild zu tun hat. Jeder hat das Recht sich selbst schön zu finden und ein Leben ohne Einschränkungen zu führen.


Besonders erschreckend ist, dass sehr viele Frauen, die sich von dieser Bewegung angesprochen fühlen und sich zu Wort melden weder stark übergewichtig sind, noch irgendwelche Einschränkungen haben. Frauen, die sich vollkommen utopische Schönheitsideale gesucht haben die für keinen Menschen erreichbar sind.



Unsere Schönheitsideale

Unsere Gesellschaft ist geprägt von Photoshop … Von porenfreien Gesichtern und spiegelglatten Beinen. Und diese Bilder machen was mit uns. Sie wirken in unserem Unterbewusstsein und sorgen dafür, dass wir uns bereits mit Mitte 30 alt und hässlich fühlen. 

Diese Bilder lassen unseren Selbstwert gnadenlos in den Keller sinken. Wir vergleichen uns unbewusst mit fiktiven Personen die uns vermitteln, dass wir nicht gut genug sind.

Unsere Schönheitsideale verändern sich mit den Jahren auch immer mal wieder. Und wenn man sich diese Entwicklung einmal genauer anschaut, dann wird man feststellen, dass das Schönheitsideal automatisch auch immer für Wohlstand und Luxus steht.



In Zeiten in denen Frauen den ganzen Tag draußen auf dem Feld schwer arbeiten mussten, war das Schönheitsideal blass und füllig. Es stand dafür, dass man nicht auf dem Feld arbeiten musste, sondern es sich auf irgendeinem Hof gutgehen lassen konnte. 

Heute zeigt unser perfekt gewachst und geschminktes Ideal, dass man viel Zeit hat, um seinen Körper zu schmücken und krampfhaft zu idealisieren.



Dankbarkeit als Schlüssel zum glücklich sein

Dankbarkeit ist ein Punkt der wirklich viel verändern kann. Wenn ich dankbar für mein Leben bin, habe ich nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt oder ich etwas an mir verändern müsste. 



Dankbar sein für den eigenen Körper, dass er einen bis zum heutigen Tage zuverlässig durch das eigene Leben getragen hat, dass er funktioniert, dass er uns jeden Tag Dinge erleben und uns jeden morgen aufwachen lässt. Zu realisieren, dass der Körper so viel mehr ist als unsere optische Schale.


Sei also dankbar für deinen Körper! Kümmere dich gut um ihn, sei nicht so streng mit ihm und vergleiche ihn nicht!


Nunu Kaller wuchs in Wien auf und studierte Publizistik, Anglistik und Zeitgeschichte.
Nach einem Jahr Selbstversuch, in dem sie keine Kleidung kaufte, veröffentlichte sie 2013 ihr erstes Buch „Ich kauf nix! Wie ich durch Shopping-Diät glücklich wurde“. Seither führt sie auch den gleichnamigen Blog. 2018 erschien ihr nächstes Buch „Fuck Beauty“ über Schönheitsideale.