Prävention ist ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit.

Durch gesundheitswirksame Bewegung, gesunde Ernährung aber auch psychische Gesundheit können wir viel tun, um Krankheiten zu vermeiden. Auch das Impfen ist ein Teil der primären Prävention – in den letzten Monaten wird gerade diese Form der Vorbeugung heftig diskutiert. Unsicherheit schürt oft Ängste – Was lag näher als einen Fachmann dazu zu befragen, was eine Impfung tatsächlich mit unserem Körper macht.

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Interview mit Univ. Prof. Dr. Johannes Drach 

Mein Mann ist Facharzt für Innere Medizin, hat viele Jahre in der wissenschaftlichen Forschung gearbeitet und hat insgesamt mehr als 120 Publikationen verfasst. Seit April des letzten Jahres testet er im Krankenhaus, welches er als medizinischer Direktor leitet, Patienten und Mitarbeiter auf eine mögliche COVID 19 Infektion und konnte dadurch sehr viel Erfahrung im Bereich der Testung sammeln.


Für meinen BE ACTIVE Podcast hat er nun die häufigsten Fragen zu diesem Thema kurz und prägnant beantwortet.

Was machen Impfungen mit unserem Körper?

Eine Impfung stellt eine aktive Maßnahme zur Vorbeugung einer Infektion dar. Typische Merkmale eines Erregers werden in den menschlichen Körper eingebracht (häufig wird gespritzt, aber es gibt auch Schluckimpfungen) und auf diese Weise dem Immunsystem „präsentiert“. Das Immunsystem reagiert darauf mit der Bildung von Antikörpern und weiteren Abwehrfaktoren. Dadurch kann unser Körper im Falle eines Kontakts mit dem Erreger rasch reagieren und die Ausbildung der Erkrankung verhindern.

Welche Impfstoffe gegen COVID 19 gibt es und wie wirken sie ? 

Die beiden derzeit zugelassenen Impfstoffe der Firmen BioNTech/Pfizer bzw. Moderna sind sogenannte mRNA Impfstoffe. Dabei wird ein Teilbereich der Virus-RNA verwendet, wodurch menschliche Zellen in der Folge das Virus-Protein ausbilden. Dieses Virus-Protein wird dann vom Immunsystem erkannt und innerhalb weniger Wochen erfolgt die Bildung von Abwehrstoffen (in erster Linie sogenannter Antikörper). 


Anhand der Studie mit dem BioNTech/Pfizer Impfstoff wissen wir, dass der Schutz bereits nach 28 Tagen (d. h. 7 Tage nach der zweiten Teilimpfung) aufgebaut ist. Diese Studie ist in einem besonders namhaften Medizin-Journal, dem „New England Journal of Medicine“, publiziert worden.


Wichtig zu wissen ist, dass RNA nichts mit menschlicher DNA (also unserem Erbmaterial) zu tun hat.
RNA gelangt nicht in den Zellkern und wird relativ schnell im Zellinneren wieder abgebaut. Die Sorge, dass durch diese Impfung etwas an der Gensubstanz unserer Körperzellen verändert werden könnte, ist damit unbegründet.

Diese RNA-Technologie, die den aktuellen Impfstoffen zugrunde liegt, wurde schon vor Jahren entwickelt.
Die Methodik ist also nicht neu – deshalb konnte sie auch so rasch zur Entwicklung eines Medizinprodukts verwendet werden. Vorteilhaft an dieser Technologie ist, dass dadurch in kurzer Zeit der Impfstoff entwickelt und produziert werden kann. Der Nachteil besteht in der teilweise aufwendigen Lagerung und Verteilung (z.B. Kühlung bis -70 °C erforderlich und eine kurze Haltbarkeit nach dem Auftauen).

Wie sicher ist eine Impfung, wenn die Zulassung schon nach so kurzer Zeit erfolgt?

Auch wenn die Entwicklung und Testung des Impfstoffs sehr rasch erfolgte, so wurde die Prüfung dennoch nach allen wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt. Insbesondere die hohe Zahl an Probanden in den Studien (43.000 Teilnehmer bei BioNTech/Pfizer, 30.000 bei Moderna) gibt Sicherheit sowohl hinsichtlich der Wirksamkeit als auch der guten Verträglichkeit.


Mit Stand vom 13.01.2021 wurden weltweit mehr als 29 Millionen Impfdosen verabreicht.
Von allen Impfungen ist bekannt, dass unerwünschte Wirkungen innerhalb der ersten paar Wochen auftreten. Von den beiden RNA-Impfstoffen liegen aber bislang – bei sehr vielen geimpften Personen - keine beunruhigenden Daten vor.


Wie bei Impfungen bekannt, kann es zu leichten Impfreaktionen (Müdigkeit, kurzfristige Temperaturerhöhung, Schmerzen und Rötung an der Impfstelle) kommen; von diesen wurden aber in den allermeisten Fällen als kurze Nebenwirkungen berichtet. Wirklich schwerwiegende allergische Reaktionen sind sehr selten (Häufigkeit ca. 1 Fall pro 100.000 Personen). Daher ist es sehr unwahrscheinlich, dass späte schwerwiegende Nebenwirkungen (Langzeitfolgen) auftreten.

Kann eine COVID Impfung meine Fruchtbarkeit beeinflussen? 

Es wurde die Theorie verbreitet, dass Frauen im gebärfähigen Alter durch die Impfung möglicherweise unfruchtbar werden könnten. Dies wurde damit begründet, dass ein Protein der menschlichen Plazenta gewisse Ähnlichkeit mit dem Virusprotein besitzt. Somit könnte der gebildete Antikörper nicht nur die Virusinfektion, sondern auch die Bildung der Plazenta verhindern – soweit die Theorie.


Tatsächlich ist die Ähnlichkeit der genannten Proteine aber nur gering ausgebildet. Falls dennoch eine Reaktion ausgelöst werden würde, dann würde das nicht nur nach der Impfung, sondern auch nach jeder Infektion mit dem Covid-19 Virus geschehen. Denn auch die Infektion löst im Körper die Antikörper-Bildung aus. Dass diese Reaktion aber nicht auftritt, belegen zahlreiche dokumentierte Schwangerschaften von Frauen, die bereits mit Covid-19 infiziert waren.

Warum sollte man sich impfen lassen?

Die Impfung stellt eine gezielte Maßnahme dar, um uns vor der Infektion mit Covid-19 mit den möglichen Auswirkungen eines schweren Krankheitsverlaufes oder auch des long-Covid-Syndroms zu schützen. Derzeit ist die Datenlage nicht ausreichend, um die Frage zu beantworten, inwieweit geimpfte Personen noch als Überträger in Frage kommen. Es ist zu erwarten, dass in Kürze wissenschaftliche Daten dazu veröffentlicht werden.

Welchen Stellenwert hat Vitamin D in der Krankheitsprävention bei Covid 19? 

Von dieser gezielten Prophylaxe zu unterscheiden sind allgemeine Maßnahmen, welche das Immunsystem unterstützen und auf diese Weise unsere Abwehrlage verbessern können. Dazu liegen wohl am meisten Daten zu Vitamin D3 vor. Die Substitution mit Vitamin D3 ist auf jeden Fall empfehlenswert, da wir gerade in den Wintermonaten in unserer geographischen Region keine nennenswerte Vitamin D3 Bildung durch UV-Licht der Sonne erzielen können. Wie erwähnt – dies kann allgemein unsere Abwehrlage verbessern (und ist damit auch gegen andere Infektionen sinnvoll), ist aber nicht als Ersatz der spezifischen Vorbeugung (konkret Impfung) zu sehen.

Empfehlungen für eine spezielle Risikogruppe – Krebspatienten

Auch für Krebspatienten ist die Impfung zur Vorbeugung einer Covid-19 Infektion geeignet. Es ist nur im Einzelfall mit dem behandelnden Arzt der optimale Zeitpunkt der Impfung zu klären. Wir wissen nämlich, dass in der Zeit einer aktiven Krebsbehandlung (z. B. Chemotherapie, Behandlung mit bestimmten Antikörpern) keine Antikörperbildung als Folge der Impfung erfolgt. Daher sollte die Impfung mit einem bestimmten Abstand zur Therapie erfolgen, um den gewünschten, schützenden Effekt zu haben.


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